Karl Nolle, MdL

Lausitzer Rundschau, 04.11.2002

Tonband wirft Fragen im Fall Schramm auf

Neue Erkenntnisse zu versuchter Entführung
 
DRESDEN. Im Fall der geplanten Entführung des CDU-Landrates Andreas Schramm vor sieben Jahren werfen rätselhafte Tonband-Aufzeichnungen neue Fragen auf. Wie aus Zeitungsberichten hervorgeht, entlasten die jüngst aufgetauchten Mitschnitte den früheren Sparkassendirektor von Hainichen, Kurt Fischer, der wegen des Falles eine Gefängnisstrafe absitzen musste. LKA-Sprecher Lothar Hofner sagte gestern, der Polizei seien die angeblichen Mitschnitte nicht bekannt.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle bestätigte am Samstag, dass auch ihm ein Tonband anonym zugespielt worden sei. Darauf seien vermutlich zwei Gespräche zwischen Fischer und dem Privatdetektiv Rainer Kapelke aufgezeichnet, die die Unschuld des Ex-Bankers beweisen könnten. Unklar sei, ob die Aufzeichnungen authentisch seien.

Fischer und Schramm sollen Intimfeinde gewesen sein. Die Ermittlungen in dem Fall 1996 hatten Aufsehen erregt, weil das Landeskriminalamt (LKA) den ersten großen Lauschangriff in Sachsen gestartet hatte. Fischer wurde vom Landgericht Chemnitz zu drei Jahren Haft verurteilt.

Das Urteil des Zwickauer Landgerichts, das 1998 die Haftstrafe bestätigt hatte, stütze sich auf zwei Gespräche Fischers mit Kapelke im Oktober 1995, sagte Nolle. Die in der Begründung der Richter beschriebene Gesprächssituation stimme mit jener auf dem jetzt aufgetauchten Band überein. Der Tenor der Unterhaltung sei jedoch deutlich anders als im Urteil beschrieben. "Geht man davon aus, dass die Aufnahmen nicht gefälscht sind, würden sie Fischer entlasten." Er habe das Band umgehend beim Generalstaatsanwalt in Dresden abgegeben und Strafanzeige unter anderem wegen des Verdachts der Beweisunterdrückung gestellt. In einem der aufgezeichneten Gespräche soll Kapelke Fischer zwar auf einen Entführungsplan ansprechen. Der frühere Sparkassendirektor lehnt das Vorhaben aber offensichtlich ab. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hatte Fischer den Detektiv lediglich beauftragt, die DDR-Vergangenheit Schramms auszuforschen.

Das jetzt aufgetauchte Band habe ein Unbekannter bereits 1998 Fischer zugespielt, der es zu seiner Entlastung dem Zwickauer Landgericht vorgelegt habe, schreibt das Nachrichtenmagazin. Bevor es die Richter anhören konnten, sei es noch im Gerichtssaal von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden, die es habe prüfen wollen. Seitdem sei die Aufzeichnung verschwunden gewesen.
dpa/ta

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