Dresdner Morgenpost, 05.11.2002
Ermittlungen gegen Ex-Sparkassenchef
Die mysteriösen Tonbänder - alles nur gefälscht?
DRESDEN. Hainichens Ex-Sparkassenchef Kurt Fischer (Foto) und die angeblichen Entlastungstonbänder- der Fall wird immer mysteriöser. Dem Dresdner Landtagsabgeordneten
Karl Nolle (SPD) waren zwei Tonbänder zugespielt worden, die angeblich beweisen sollen, dass Fischer 1996 unschuldigerweise wegen versuchter Entführung des Mittweidaer Landrates Andreas Schramm (CDU) verurteilt wurde.
Alles gefälscht, so das Landeskriminalamt (LKA). Die Chemnitzer Staatsanwaltschaft ermittelt laut Behördensprecher Bernd Vogel in der Sache längst - allerdings gegen den, dem angeblich Unrecht widerfahren ist: Kurt Fischer.
Der Verdacht: Fischer soll seinen damaligen Komplizen im Entführungsfall, den Regensburger Privatdetektiv Rainer Kapelke, genötigt haben, die Verabredungsgespräche zur Entführung „nachzuspielen". Und zwar so, dass Fischer dabei als Unschuldslamm erscheint.
Laut Ermittlungen fanden die tatsächlichen Entführungs-Absprachen am 21. und 26. Oktober 1995 in München und Hainichen statt. Die nun auf den Bändern präsentierten Gespräche aber wurden, so Kapelke, erst am 12. Oktober 2002 aufgenommen - in seinem Regensburger Büro und in einem Wald bei Regensburg.
Doch wieso hat Kapelke dieses Spiel mitgemacht? Nach eigenen Angaben wurde er von Fischer unter Druck gesetzt. Kapelke: „Ich habe Schulden. Fischers Ehefrau Martina hat die Ansprüche aufgekauft." Nach seinen Angaben hatte Kurt Fischer gedroht, den gesamten Betrag sofort zurückzufordern, wenn er nicht mitspielt. Kapelke: „Damit wäre ich ruiniert." LKA-Sprecher Lothar Hofner: „Herrn Kapelkes Motive sind uns bekannt und nachvollziehbar."
Doch wie schlimm war der Druck auf Kapelke wirklich? Der Morgenpost liegt der Notarvertrag zwischen Fischer und Kapelke über die Schuldanerkenntnis Kapelkes vor, der auch die Rückzahlung regelt. Dort heißt es: „Die Gläubigerin kann das Darlehen grundsätzlich nicht kündigen." Die Bänderbleiben mysteriös.
(gj)