Agenturen dpa, 15.33 Uhr, 02.11.2002
Tonband wirft neue Fragen in Fall um versuchte Entführung auf
Strafanzeige unter anderem wegen des Verdachts der Beweisunterdrückung gestellt
DRESDEN (dpa/sn) - Im Fall der geplanten Entführung des CDU- Landrates Andreas Schramm vor sieben Jahren werfen rätselhafte Tonband-Aufzeichnungen neue Fragen auf. Wie die «Sächsische Zeitung» und die «Dresdner Neuesten Nachrichten» am Samstag berichten, entlasten die jüngst aufgetauchten Mitschnitte den früheren Sparkassendirektor von Hainichen, Kurt Fischer, der wegen des Falles verurteilt worden war.
Der SPD-Landtagsabgebeordnete
Karl Nolle bestätigte am Samstag, dass auch ihm ein Tonband anonym zugespielt worden sei. Darauf sei offenbar ein Gespräch zwischen Fischer und einem Privatdetektiv aufgezeichnet, das die Unschuld des Ex-Bankers beweisen könnte. Unklar sei, ob die Aufzeichnungen authentisch seien. Das Chemnitzer Landgericht hatte Fischer 1996 zu drei Jahren Haft verurteilt. Die Richter waren zu der Auffassung gekommen, dass er im Herbst 1995 mit dem Privatdetektiv die Entführung des CDU-Landrats von Mittweida plante. Die Aktion sollte ein Lösegeld in Höhe von 16 Millionen Mark erbringen. Der Detektiv offenbarte sich aber der Polizei, die Fischer anschließend durch Tonbandmitschnitte überführte. Fischer und Schramm sollen Intimfeinde gewesen sein.
Das Urteil des Zwickauer Landgerichts, das 1998 die Haftstrafe bestätigt hatte, stütze sich wesentlich auf zwei Gespräche von Fischer und Kapelke am 21.10.95 und 26.10.95 sagte Nolle. Die in der Begründung der Richter beschriebene Gesprächssituationen stimme mit jenen zwei Gesprächen auf dem jetzt aufgetauchten Band überein.
Der Tenor der Unterhaltung sei jedoch deutlich anders als im Urteil beschrieben. «Geht man davon aus, dass die Aufnahmen nicht gefälscht sind, würden sie Fischer entlasten.» Er habe das Band umgehend beim Generalstaatsanwalt in Dresden abgegeben und Strafanzeige unter anderem wegen des Verdachts der Beweisunterdrückung gestellt.
In einem der aufgezeichneten Gespräche, dessen schriftliches Protokoll der dpa vorliegt, spricht der Detektiv Fischer zwar auf einen Entführungsplan an. Der frühere Sparkassendirektor lehnt das Vorhaben aber offensichtlich ab.
dpa/sn sf yysn gr021533 Nov 02