Dresdner Morgenpost, 23.09.2002
Jubelstimmung bei der CDU - lange Gesichter bei der PDS
Eindrücke vom Abend der Bundestagswahl
DRESDEN - Spannung pur bei den Dresdner Partei-Wahlpartys: Die Ungewissheit, für welche Konstellation der Sieg herausspringt, war in vielen angespannten Gesichtern deutlich zu lesen.
Den ersten großen Jubelschrei gab's an der Wilsdruffer Straße. Dort feierte die CDU mit Würstchen, Buletten, Kartoffelsalat und Freiberger Bier. Als um 18 Uhr die Prognose mit den klaren Zugewinnen für die CDU/CSU auf der Leinwand erschien, waren die Unionisten kaum zu halten. Geschäftsführer Dietmar Haßler: „Für uns siehts gut aus. Aber von der FDP hätte ich mehr erwartet, Es ist sehr spannend, wir können nur abwarten."
Geschockte Gesichter dagegen beider SPD (Könneritzstr.), als das Ergebnis auf dem Großbildmonitor erscheint: SPD-Kandidat Martin Duhlig warf die Hände vors Gesicht, SPD Landesschefin Constanze Krehl schrieb eisern die niederschmetternden Ergebnisse auf. Nur der SPD Landtagsabgeordnete
Karl Nolle schniefte: „Abwarten, da kommt mehr."
Die rund 300 Gäste tranken relativ ruhig ihr Bier. Constanze, Krehl: „Abwarten, vielleicht reicht es durch die Grünen.“
Deprimierte Stimmung bei den 200 Fans der FDP im „New California" (Königstraße): Und das nicht nur weil 8 Euro Eintritt zur Wahlparty fällig waren. Torsten Herbst, stellvertretender Landesgeschäftsführer: „Wir liegen deutlich hinter unseren Erwartungen. Neun Prozent plus x war unser Ziel, das haben wir verfehlt. Selbst die Grünen sind stärker geworden als wir. Ob Möllemnann schuld war, weiß ich nicht.“
Die eigentlichen Wahlgewinner, die Grünen, feierten mit angezogener Handbremse. Bei Obst und Rotwein blickten sie gebannt auf den Bildschirm. Die längsten Gesichter gab's bei der PDS. Im Haus der Begegnungen war die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Stadtvorsitzender Michael Schrader „Das Ergebnis ist desolat. Jetzt sind wir raus, aber wir kommen wieder.
(Von Andreas Weller und Jens Jungmann)