Karl Nolle, MdL

DNN, 29.12.2001

Die schönsten Geschenke sind die, die man für Geld nicht kaufen kann.

Von Woche zu Woche - Glosse von Dirk Birgel
 
Die schönsten Geschenke sind die, die man für Geld nicht kaufen kann. (...) Der Ex-Finanzminister hat das Comeback des Jahres hingelegt. Niemand zweifelt mehr ernsthaft, dass Milbradt seinen Widersacher Kurt Biedenkopf beerben wird. Der beging mit Milbradts Rausschmiss den Fehler des Jahres. Seitdem kommt er aus den Negativ-Schlagzeilen nicht mehr heraus.- Schevenstraße, Paunsdorf, Ikea- und Karstadt-Rabatt, all das waren nach Stand der Dinge keine Skandale. Aber sie haben das Denkmal König Kurts ins Wanken gebracht. Biedenkopf hat seinen politischen Instinkt verloren und den rechten Zeitpunkt verpasst - tragisch! So droht in Vergessenheit zu geraten, dass er für Sachsen mehr als ein Glücksfall war.

Unter Biedenkopfs Mitstreitern sind denn auch viele Verlierer des Jahres zu finden. Hähle, Rößler Flath oder Brüggen - sie alle sind heute schon Leute von gestern. Das dachte man zunächst auch von Ingolf Roßberg, Weit gefehlt. Er gehört bekanntlich zu den Siegern des Jahres, auch wenn er so manche Niederlage einstecken musste, etwa bei der Wahl der Bürgermeister, der Machtprobe des Jahres. Dafür kann Roßberg mit der Bannmeile ums Rathaus den Schnellschuss des Jahres für sich verbuchen. Aber zurück zu den Monaten vor der Wahl, die Gelegenheit zum Schmunzeln boten. Wolfgang Berghofer verzockte sich kolossal und mutierte vom Roten Milan zur Eintagsfliege des Jahres.

Oder Karl Nolle, der "designierte Oberbürgermeisterkandidat ", unser Gockel des Jahres. Gackert immer, egal ob ein Ei im Nest liegt oder nicht. Dass er auf den Namen "Biedenkopf` mit Pawlowschen Reflexen (unkontrollierter Speichelfluss nach Reiz, laut Iwan P. Pawlow, 1849-1936, Begründer des Behavioris-Nobelpreis 1904) reagiert, gehört allerdings ins Reich der Mythen und Legenden.

(Kommentar Karl Nolle. "Da habe ich bei Herrn Birgel offensichtlich eine steile Kariere gemacht, von der "Dreckschleuder des Jahres 2000" immerhin zum "Gockel des Jahres 2001". Wo allerdings Herr Birgel, der bekannte Dresdner Chefredakteur, zu im Nest liegenden Eiern gackernde Gockel kennengelernt hat, bleibt wohl sein Geheimnis. Ungeklärt wird wohl auch bleiben, ob Herr Birgels Abhandlung über Speichelfluss etwas mit zu intensivem Umgang mit Hofschranzen und Kanzeltauben am Hofe des Sächsischen Schnorrerkönigs zu tun hat. Aber immerhin hat er durchaus bemerkt, dass von dem Denkmal Biedenkopf durch permanentes Einwirken der Opposition, aber auch durch professorale Selbstzerstörung nur noch ein Geröllhaufen übrig ist.)

Womit wir beim " Phaeton" wären, dem Unwort des Jahres. Bei aller Freude über die Gläserne Manufaktur. Musste VW uns das antun? Phaeton ist ja nach schlimmer als Escher, der Superlativ des Jahres, der bei der Eröffnung so unerträglich überschwänglich daherschleimte, dass Kollegen sich (völlig zu Unrecht, natürlich!!!) fragten, ob er für jede zweite Steigerungsform einen Tausender Honorar extra kassiere.

Apropos Superlative: Da kommt die Dresdner Messe ins Spiel, genauer gesagt der CDU-Parteitag, die Klatsch-Parade des Jahres. Wenn Angela Merkel Carmen Nebel etwas ähnlicher sähe, hätte man sich glatt in der Hitparade der Volksmusik gewähnt. Und nun geht auch noch das gute alte Riverboat baden. Zuschauerschwund, seit der Kahn auf der Pleiße schippert. Kapitän Jan Hofer muss sich mit zweitklassigen Gästen, einem vorlauten Wetterfrosch und einer Chansonette herumschlagen, deren krampfhafte Bemühungen, in die Luder-Liga aufzusteigen, nicht von Erfolg gekrönt waren. Folge: Das Niveau auf dem Talk-Kahn sinkt mit bester Aussicht, 2002 Titanic des Jahres zu werden. Überhaupt war der MDR das Sorgenkind des Jahres. Stasi, Stasi, Stasi. Hat aber auch sein Gutes. Jetzt macht man sich mit Frank Liehrs Koppelshow "Je t aime° nicht mehr bundesweit zum Gespött.

Hier böte sich in Übergang zum 1. FC Dynamo Dresden an. Aber die Lage ist zu ernst, um Witzchen zu reißen. Während die Mannschaft sich in der vierten Liga erfolgreich müht, lief hinter den Kulissen (alle Jahre wieder!) das Trauerspiel des Jahres ab. Und man ahnt mit Schrecken, dass es 2002 eher noch schlimmer wird.

Ein gutes Ende nahm der Bau der Synagoge, das Hoffnungszeichen des Jahres. Architektonisch umstritten überzeugte das Haus viele Kritiker bei der glanzvollen Eröffnung, die den Versprecher des Jahres beinhaltete: "Wir begrüßen Bischof Reinelt !und seine Frau..." Der oberste Katholik im Bistum nahm s mit Humor.

Recht humorlos hingegen verläuft die Diskussion des Jahres: Wie historisch muss der Neumarkt sein? Man fühlt sich an einen Glaubenskrieg erinnert. Ein bisschen mehr Gelassenheit täte Not. Zweifellos muss der Platz rings um die Frauenkirche einen an die Historie angelehnten Wiederaufbau erfahren. Aber bis ins Detail wie früher wird es nicht werden. Ein Trost für alle, die das alte Dresden lieben. Das Konzept für das Palais im Großen Garten war der Erfolg des Jahres und ein Anlass; dem großen Dresden-Freund Günter Blobel zu danken. Ebenfalls ein Erfolg der Tradition ist die Renaissance des Jahres: Die Wiederbelebung des Arnholdschen Salons in der Villa Salzburg. Und so klingt dieses Jahr mit der wehmütigen Erkenntnis aus, dass Dresden ein paar mehr Persönlichkeiten mit Herz und Hirn vom Schlage Henry Arnholds oder Günter Blobels durchaus. verkraften könnte.

Einen guten Rutsch und ein gesundes, erfolgreiches neues Jahr
Ihr Dirk Birgel

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: