Karl Nolle, MdL

BILD am Sonntag, 09.12.2001

Der sächsische Ministerpräsident feilscht bei Ikea

15 Prozent Rabatt für Biko
 
Sparsam: Die Biedenkopfs beim Einkaufen. Vor allem Ehefrau Ingrid achtet penibel auf die Preise

Das Einrichtungshaus IKEA im Einkaufszentrum Elbepark Dresden auf der grünen Wiese: Schlangen an den Kassen, das Weihnachtsgeschäft brummt. So war es auch am Dienstag, als sich ein elegant gekleideter Mann mit weißem Haar im dunklen Mantel an eine der Kassen schiebt. Vornweg stürmte eine, ebenfalls sehr schick gekleidete Frau. Kunden werden auf das Paar aufmerksam, stupsen sich an, raunen: "Ist das nicht . . .?"

Ja, es ist Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (71, CDU). Zusammen mit Gattin Ingrid (70) war er im Anschluss an den CDU-Parteitag auf Einkaufstour. Bei IKEA, wo es preiswerte Regale, Sofas, Küchen gibt. IKEA Dresden hatte erst vor einem halben Jahr eröffnet.

Was dann an der Kasse passierte, schilderte eine Verkäuferin, die nicht genannt werden will, so: "Frau Biedenkopf fragte forsch nach Rabatten für ihren 880-Mark-Einkauf. Immerhin sei handeln jetzt erlaubt. Dabei berief sie sich auf das Rabattgesetz." Die Kassiererin lehnte den Preisnachlass aber ab. IKEA gewährt nämlich prinzipiell keine Rabatte.

Nachgiebig: Dieter Gilsbach, Möbelhaus-Chef bei IKEA in Dresden, machte es für die Biedenkopfs billiger - und bereut das jetzt

Dresdens IKEA-Chef Dieter Gilsbach (50) begründet: "Unsere Preise sind sehr niedrig kalkuliert." Nur war Herr Gilsbach aber gerade nicht zur Stelle, die Verkäuferin in Gewissensnot. Immerhin stand der mächtigste Mann Sachsens mit Gattin vor ihr. Und die als sehr sparsam bekannte Ingrid Biedenkopf pochte auf einen Preisnachlass. Die Schlange wuchs, Kunden begannen zu murren. Also fragte die Kassiererin eine Oberkassiererin: "Was soll ich tun . . .?" Weitere Anfrage beim IKEA-Kundenservice. Schließlich kam von dort das erlösende Okay.

Die Verkäuferin: "15 Prozent Nachlass wurden gewährt. Insgesamt 132 Mark weniger." Was Biedenkopfs für ihre neue Wohnung im Dresdner Nobelvorort Radebeul gekauft haben, verschweigt sie schamhaft.

IKEA Dresden: Hier gab´s für die Biedenkopfs Rabatt

Dresdens IKEA-Chef Gilsbach gab sich auf BamS-Nachfrage zerknirscht: "Grundsätzlich kriegen bei uns auch Prominente keinen Rabatt. Für IKEA gilt: Wir halten unser Haus frei von Politik und Religion." Wie kam es dann dazu, dass Biedenkopfs erfolgreich handeln konnten? Gilsbach: "Ein unschöner Fehler. Der ist passiert. Für die Verkäuferin wird es aber keine personellen Konsequenzen geben."

Die Staatskanzlei lehnte eine Stellungnahme mit der Begründung "Das ist Biedenkopfs Privatsache" ab. Dann hieß es: Die Einkäufe seien überwiegend für "karitative Zwecke." Die Sparsamkeit des Ehepaares (Biedenkopf verdient 401 000 DM/ca. 205 027 Euro im Jahr) ist in Sachsen inzwischen berüchtigt. Für die gemeinsame luxuriöse Dienstwohnung des Freistaates im Dresdner Nobel-Stadtteil Weißer Hirsch zahlten Biedenkopfs Jahre lang nur 1857,03 Mark Warmmiete - für 150 Quadratmeter mit Blick über die Elbe und ganz Dresden. Dazu kamen kostenlose Nutzung von Koch, Putzfrau und Gärtner. Als die Opposition den Skandal aufdeckte, zogen Biedenkopfs aus der Freistaat-Wohnung aus, wechselten in eine Nobelvilla (Privatbesitz) nach Radebeul. Nun richten sich Biedenkopfs preiswert bei IKEA ein. Entdecke die Möglichkeiten . . .
Von ANDREAS HARLASS

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