Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 09.09.2000

Sächsisch betrachtet ... Meckern erlaubt

(Glosse von Steffen Klameth zu Heitmann, Vaatz, Nolle und Hilker)
 
Heute schon gemeckert? Über die hohen Spritpreise vielleicht? Oder den schwächelnden Euro? Egal: Meckern gehört heutzutage einfach zum guten Ton - auch wenn´s kein bisschen nutzt.

VORBEI die Zeit, als nur wir Ostdeutschen das hohe Klagelied anstimmen durften. Der Jammer-Ossi hat einen ebenbürtigen Partner gefunden: den Mecker-Wessi. In dieser Woche kam er in Gestalt des Verbandes sächsischer Verwaltungsrichter daher. Jahrelang haben die überwiegend zugereisten Richter stumm unter der Knute von Justizminister Steffen Heitmann gelitten. Doch kaum steht Heitmann am Pranger der öffentlichen Kritik, meckern die Richter drauf los, dass es selbst den Ossis sauer aufstößt. Das sei ein "klassischer Fall von Mobbing", analysierte der CDU-Bundestagsabgeordnete Arnold Vaatz scharfsinnig. Und fügte scharfzüngig hinzu: Den westdeutschen Richtern sei es unerträglich, unter einem Ostdeutschen zu dienen. Mal sehen, was die ehemaligen Untertanen von Exminister Vaatz zu dem Thema zu sagen haben.

HARTEN Tobak mussten unlängst auch die sächsischen Landtagsabgeordneten einstecken. Sollte das Parlament nicht existieren, würde die Bevölkerung das kaum bemerken, bemerkte ein Unternehmer namens Karl Nolle in einem Interview. Im Landtag regiere eine absolute Mehrheit von Technikern und wohlmeinenden Dilettanten, und die meisten Abgeordneten konzentrierten sich nur auf das Erreichen der Pensionsberechtigung. Natürlich war man im Landtag wenig erfreut über die Meckerei. Noch weniger erfreut war man allerdings über die Tatsache, dass der Meckerer eigentlich weiß, wovon er spricht: Nebenbei ist Herr Nolle nämlich auch SPD-Landtagsabgeordneter.

HAT dann doch mal ein Abgeordneter eine nette Idee, wird die natürlich auch gleich zerredet. Wie die von Heiko Hilker: Der PDS-Mann schlägt vor, jedem Obdachlosen ein Handy nebst Telefonierkarte zu schenken. Na prima, gackerten sofort seine Fraktionskollegen, keine Wohnung, aber ein Handy. Sieht so der Sozialismus aus? Klare Antwort: nein. Sozialismus wäre, wenn die Obdachlosen Handy und Wohnung bekommen würden. Oder ist das etwa schon wieder Kommunismus?

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: