Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 11.07.2015

Erfolg im Schatten von Pegida - "Da kann man sich nur in den Boden schämen.“

 
Erneut legt das Staatsschauspiel Dresden eine glänzende Publikumsbilanz vor. Dennoch ist die Freude getrübt. Von Rafael Barth

Es schien ein Naturgesetz zu sein: Wenn Wilfried Schulz vom Dresdner Staatsschauspiel am Saisonende die Besucherzahlen präsentierte, waren die immer höher als im Jahr davor. Manche Leute fragten den Intendanten, wie weit sie noch nach oben gehen. Seine Standardantwort „Jetzt ist auch gut“ trifft nun zu. Denn in diesem Jahr gibt es erstmals keinen neuen Rekord. Doch das hohe Niveau der Vorjahre hat Sachsens größtes Sprechtheater gehalten.

Knapp 250 000 Zuschauer waren zu Gast in dieser Spielzeit, die am Sonntag mit „Hamlet“ endet. Die Auslastung lag bei gut 80 Prozent. Insgesamt standen knapp 880 Theatervorstellungen, Lesungen und Musikabende auf dem Programm. Die Zahlen stellte Schulz am Freitag vor. Zum Vergleich: Nach seiner ersten Dresdner Spielzeit 2009/10 zählte er 173 000 Besucher.

Die Freude über den enormen Zuspruch sieht Schulz jedoch getrübt durch

die Ereignisse rund um Pegida. Sein Haus habe sich seit jeher für mehr Toleranz und Liberalität in Sachsens Landeshauptstadt eingesetzt. Dass im Winter ganz normale Bürger neben Neonazis demonstrierten, „habe ich nicht für möglich gehalten. Da kann man sich nur in den Boden schämen.“ Das Verhalten der Politik bezeichnete Schulz als „inakzeptabel“. Sie habe nicht oder nur sehr zögerlich Position bezogen.

Das Staatsschauspiel hatte sich neben anderen Kulturinstitutionen über Monate hinweg mit mehreren Aktionen für ein weltoffenes Dresden eingesetzt.

Schulz, ab nächstem Sommer Theaterchef in Düsseldorf, zeigte sich erfreut über seinen Dresdner Nachfolger Joachim Klement, Noch-Intendant in Braunschweig. Dem Staatsschauspiel wünschte er schon jetzt, „dass es in einer schwierigen Stadt ein lebendiges Haus bleiben möge“.

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