Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 21.08.2012

Das Dicke Ende kommt noch - Altersarmut in Sachsen - Immer mehr Senioren können von ihrer Rente nicht leben.

 
Bericht und Kommentar von Juliane Morgenroth

Die Bundesregierung diskutiert über eine Zuschussrente. In Sachsen kommen schon jetzt immer mehr Senioren nicht mehr ohne staatliche Hilfe aus. Sie sind auf die Grundsicherung angewiesen.

Laut Statistischem Landesamt haben Ende 2011 bereits 9 564 Menschen im Freistaat die sogenannte Grundsicherung im Alter in Anspruch genommen. Das waren etwa 3 400 mehr als 2003 - ein Anstieg von 56 Prozent innerhalb von acht Jahren! Auf 1000 Einwohner ab 65 Jahren kommen inzwischen fast zehn (9,4) Empfänger. 2003 waren es noch weniger als sieben (6,9) von 1000.

Die Linke-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann geht davon aus, dass die Altersarmut weiter steigt. Ins¬besondere in Ostdeutschland schmälerten häufige Arbeitslosigkeit und Niedriglöhne die Rentenansprüche deutlich, „Es ist beschämend, dass nach einem langen Arbeitsleben der Lebensabend in ärmlichsten Verhältnissen Verbracht werden muss", so Sabine Zimmermann.

Die höchste Hilfsquote verzeichnete Leipzig mit knapp 19 Empfängern auf 1000 Einwohner ab 65 Jahren. Einen enormen Anstieg bei der Anzahl der Hilfebedürftigen innerhalb von acht Jahren registrieren neben Leipzig "(von 1223 auf 2211) auch Dresden und der Kreis Görlitz. In Dresden verdoppelte sich fast die Zahl der Empfänger von 836 auf 1647.

Bei der Grundsicherung im Alter handelt es sich um einen Auffüllbetrag für Senioren, dessen Höhe sich nach der Lücke zwischen ihrem Einkommen und dem so¬genannten Bruttobedarf richtet. Dieser lag Ende 2010 in Sachsen durchschnittlich bei monatlich 616 Euro. Die ausgezahlte Grundsicherung umfasste damals im Durchschnitt 313 Euro. 
Dickes Ende kommt noch 

Es klingt bedrohlich: Immer mehr Senioren brauchen Hilfe vom Staat. Zwar leben in Sachsen 1,02 Millionen Menschen, die 65 Jahre oder älter sind. Wenn von ihnen 9 564 Grundsicherung bekommen, klingt das erst mal nicht viel.

Doch die Steigerungsraten sind beachtlich: Im Vergleich zu 2003 sind 56 Prozent mehr auf staatliche Unterstützung angewiesen. Zudem dürften viele Berechtigte aus Scham auf ihre Ansprüche verzichten.

Und das dicke Ende kommt erst noch! Denn 23 Prozent der Beschäftigten in Sachsen sind laut aktueller Statistik Geringverdiener - die meisten übrigens Vollzeitbeschäftigte.

Diese Zahl sorgte vor wenigen Wochen für bundesweite Schlagzeilen. Kein Wunder, steht Sach¬sen damit doch im Ländervergleich an vorletzter Stelle. Hinzu kommt, dass viele Sachsen immer wieder arbeitslos sind - auch das schlägt sich bei der Rente nieder.

Daher ist jetzt schon klar, dass der Staat künftig noch viel stärker mit Steuergeldern einspringen muss. Dafür muss jetzt schon Vorsorge betrieben werden. Zumal nicht davon auszugehen ist, dass sich am Lohnniveau in Sachsen so schnell etwas ändern wird ...

Karl Nolle im Webseitentest
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