Dresdner Morgenpost, 17.07.2012
Niedriglöhne in Sachsen: Beschämende Entwicklung
Ein Kommentar von Juliane Morgenroth
Sachsen kann im Vergleich zum Vorjahr im Ländervergleich den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit verzeichnen, jubelte Arbeitsminister Sven Morlok (FDP) unlängst. Das klingt erst mal gut. Nur leider sagt die Statistik nichts darüber aus, ob die ehemals Arbeitslosen ordentlich bezahlte Arbeitsplätze haben oder nicht. Außer Frage steht, dass ein Minijob erst mal besser ist als Arbeitslosigkeit. Und der muss natürlich mit Geld vom Amt ergänzt werden.
Doch Niedriglöhne sind mitnichten nur ein Problem für Minijobber, Teilzeitkräfte und Ungelernte. Auch Sachsen mit einem 8-Stunden-Tag kommen immer öfter nicht mit ihrem Geld aus. Zumal es Branchen gibt, wo sich Niedriglohn zementiert: Die sich rasant ausbreitende Zeitarbeit ist da nur ein Beispiel. Laut
IG Metallerhalten Leiharbeiter in Sachsen 58 Prozent weniger Geld als Stammbeschäftigte.
Doch dass Menschen trotz Ausbildung und Vollzeitjob nicht von ihrer Arbeit leben können, ist beschämend. Das kostet den Steuerzahler laut Deutschem Gewerkschaftsbund in Sachsen übrigens rund 206 Millionen Euro pro Jahr. Diese Summe sei nötig, um Geringverdiener mit Vollzeitjob das Existenzminimum zu sichern.
Ob es der Markt schon richten wird, wie Minister Morlok glaubt? So manches schwarze Schaf unter den Unternehmen nutzt die Möglichkeiten von Hartz IV liebend gerne, um Geld zu sparen. Große Veränderungen sind leider nicht zu erwarten. Zu lange wurde Sachsen als Niedriglohnland beworben. Diese Firmen werden wohl erst dann lernbereit sein, wenn die Sachsen in Zeiten des Fachkräftemangels mit den Füßen abstimmen.