Karl Nolle, MdL

DNN, 30.10.1998

Dresdner Bürgergesellschaft lädt ein

1. Benefizmatinee
 
DRESDEN. Unaufhörlich tönt die Klage über wenig sprudelnde oder gar versiegende finanzielle Quellen, ein Kanon, in dem Stimmen aus sog. Hoch- und Soziokultur über manche sonst existierende Gräben hinweg gemeinsam ertönen (müssen). Die Entscheidung, welche Angebote des Besuchs wert scheinen, trifft das Publikum, und nicht selten, d.h. zunehmend, wendet sich dessen Gunst den Massenevents, von Medien und großangelegtem Marketing Verkauftem zu. Was keinerlei Garant für entsprechende Qualität sein muß. Vieles an feinerer, anspruchsvoller Kultur muß sich da mit einem geringem Publikumszuspruch begnügen, gar ein Nischendasein antreten. Ein Zustand, mit dem sich manche resigniert abfinden, der andere aber zu Aktivitäten treibt.
Zu letzteren gehört eine Gruppe Dresdner Kulturenthusiasten um Karl Nolle (Geschäftsführer Druckhaus Dresden), Volker Arnold (Herkuleskeule), Frank Müller-Eberstein (Technischer Vorstand DVB), Michael Böttger (Tourismusverein), die Theaterwissenschaftlerin Carola Arnold und den Kabarettisten Peter Grohmann. Mit dem übergreifenden Ziel, "Lust auf Kultur zu wecken", haben sie die "Dresdner Bürgergesellschaft für Kulturförderung e.V." gegründet. Wie schon der Name verrät, geht es hier um ein Engagement des Bürgers selber, und solche sind Kulturschaffende ebenso wie in der Wirtschaft Beschäftigte und die Besucher kultureller Veranstaltungen.
Die von Kulturdezernent Jörg Stüdemann als "hilfreiche Intitiative" bezeichnete Bürgergesellschaft will die Freude an der Vielfalt der Kultur, an guten Traditionen und am modernen Experiment (wieder)beleben. Als Lobby für Kunst und Kultur soll sie sich in der Region Dresden für den Aufbau eines Netzwerkes und die Gründung einer Kulturstiftung engagieren. Geplant sind eine Koordinierungsstelle zur Förderung gemeinsamer Aktivitäten im Bereich Kunst und Kultur, Begegnungen und Diskussionen zwischen Künstlern, Bürgern und Partnern aus der Wirtschaft, Gespräche und Zusammenarbeit mit allen am Kulturtourismus interessierten Personen, Institutionen und Vereinen, die Durchführung von Benefizveranstaltungen. Ein konkretes Beispiel: Der Eintrag in den Kulturkalender, der monatlich über die Angebote in Dresden informiert, soll fürderhin für die Häuser kostenfrei und damit auch für die kleineren möglich werden.
Vor allem sollen die einzelnen Einrichtungen im Kulturmarketing unterstützt, die Aktivitäten durch eine gemeinsame Organisation gebündelt und fördernde Kontakte zur Wirtschaft und zur Tourismusbranche geknüpft werden. Die Bürgergesellschaft, so betont Carola Arnold, sei eine Bürgeraktivität, also keine politische Gründung. Sozusagen eine Kulturlobby in der Bürgerschaft Dresdens. Keineswegs aber ein Finanztopf, in den der Bedürftige nur zu greifen braucht.
Am kommenden Sonntag, 10.30 Uhr, laden die Initiatoren zur 1. Benefizmatinee in das Kulturrathaus ein. Es werden u.a. der Vorsitzende Karl Nolle sprechen und Mitglieder der Dresdner Sinfoniker musizieren. Der Eintritt ist kostenlos, die Einnahmen aus einer Tombola sollen den Vorhaben der Bürgergesellschaft zufließen.
(Kerstin Leiße)