Karl Nolle, MdL

DNN, 07.07.1999

Neuer Stadtrat wehrt sich gegen Vorwürfe

CDU: Martin Pleiner soll zu angeblichen unlauteren Geschäftspraktiken Stellung nehmen
 
DRESDEN. Mit einer Strafanzeige wegen Beleidigung und zivilrechtlichen Mitteln wehrt sich der neue CDU-Stadtrat und Immobilienunternehmer Martin Pleiner nach eigenen Angaben auch gegen Behauptungen eines Dresdner Installateurmeisters zu angeblichen unlauteren Geschäftspraktiken. Der Handwerker hatte Vorwürfe aus CDU-Kreisen unterstützt, gegen die Pleiner Mitte Juni bereits eine Einstweilige Verfügung erwirken ließ.
Der geschäftsführende Vorstand der CDU hat inzwischen nach Angaben seines Sprechers Burkhard Hartung beschlossen, Pleiner für den 19. Juli zu sich zu laden. Mehr könne die Partei nicht tun. Dort soll er zu den sich mehrenden Vorwürfen Stellung nehmen. Der Termin liegt einen Tag vor der geplanten konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrats. "Wir haben nie gesagt, daß Pleiner der absolute Goldengel für uns ist", sagte Hartung den DNN gestern. Vor eineinhalb Wochen lautete seine erste Reaktion: "An den Vorwürfen ist nichts dran." Eine ähnliche Vorladung zum Vorstand hatte vor den Wahlen auch CDU-Stadtratskandidat Torsten Lüders erhalten, gegen den IM-Vorwürfe laut geworden waren.
Pleiner selbst sieht sich weiter als Opfer. Am Sonnabend hatte der Dresdner Installateurmeister Frank Hesse in einem Leserbrief in den DNN Vorwürfe gegen ihn unterstützt, die ein Gummersbacher Unternehmer und CDU-Mitglied Mitte Juni in einem Fax an die Dresdner CDU erhoben hatte. "Die Vorwürfe sind erlogen", sagte Pleiner den DNN.
Fünf Mitarbeiter seiner Firma Atlant-Daltz Immobilien GmbH solidarisieren sich in einem Brief an die DNN mit ihrem Chef. Hintergründe sieht Pleiner branchenbedingt: "Wenn Sie neun Jahre im Immobiliengeschäft tätig sind, bleibt es nicht aus, daß es mit einigen Leuten Streß gibt." Er habe das Mandat der Wähler bekommen. Pleiner erhielt am 13. Juni 1753 Stimmen und rutschte von Platz sieben auf Platz drei der CDU-Liste, nur 180 Stimmen hinter Fraktionspromi Angela Malberg.
Ins Spiel gebracht hat sich gestern auch SPD-Mann und Verleger Karl Nolle. Für ihn ist es kein Zufall, wenn die CDU Pleiner gegen die Vorwürfe in Schutz nehme, weil CDU-Sprecher Hartung mit seiner PR-Firma Mieter in einem Haus der Pleiner GbR ist. Hartung wiedersprach: "Was sollte ich davon haben, wenn Pleiner im Stadtrat ist?" Er sieht in Nolles Attacke eine Retourkutsche, weil er Anfang 1997 nicht bei Nolle in der Bärensteiner Straße eingezogen sei.
Der vor einer Woche gewählte CDU-Fraktionschef und Anwalt Michael Grötsch, der für seinen neuen Fraktionskollegen noch als einfacher Stadtrat am 16. Juni eine Einstweilige Verfügung gegen den Gummersbacher Unternehmer erwirkte, vertritt nach eigenen Angaben genausowenig wie seine Kanzlei Pleiner gegen Installateur Hesse. Er wolle Interessenkollisionen vermeiden, sagte Grötsch. Stefan Alberti
(Stefan Alberti)