Karl Nolle, MdL
BILD Dresden, 21.08.1999
Mein Freund der Kanzler
Karl Nolle hat auch politisch mächtig an Gewicht gewonnen
DRESDEN. Er wiegt 120 Kilo - und hat auch politisch mächtig an Gewicht gewonnen: Karl Nolle (54, SPD). Im September will der Dresdner Druckhaus-Boss in den Landtag. Parteiintern wird er obendrein als möglicher Nachfolger des blassen Parteichefs Karl-Heinz Kunckel (55) gehandelt. Nolle seit 20 Jahren auch eng mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (55) befreundet.
Nolle: "Ich bin einer der wenigen, ,die Gerd zu ihm sagen dürfen. Das darf nur, wer mindestens zwei seiner Ex-Frauen kennt, mit ihm richtig Bier getrunken hat."
Nolle kennt und hat... Gemeinsam mit Schröder, der Mitte der 70er-Jahre noch Juso-Chef in Hannover war, angehörte ihm das Druckhaus SOAK. Nolle: "Gerd und ich hatten 20 Angestellte, machten fünf Millionen Mark Jahresumsatz. Der Gerd hat mir auch als Anwalt geholfen. Etwa, als die gefeuerte Steuerberaterin der Firma auf Herausgabe von 20 000 Mark klagte. Sie hatte Betriebsinternas verraten." Klage abgeschmettert...
Nolle war damals Juso-Vize, Schröders Stellvertreter: "Ich gehörte zum linken Flügel, habe ihn ganz schön hart attackiert."
Heute steht der gewichtige Unternehmer - wie Schröder - für moderne Wirtschaftspolitik. Nach der Wende verlagerte Nolle sein Unternehmen nach Dresden, druckt u.a. das Stadtmagazin "SAX". Genauso wie seine Wahl-Prospekte. Schröder zog 1975 in den Bundestag, verkaufte seine Geschäftsanteile an Nolles Frau.
Der Genossen-Boss stolz: "Ich habe heute 65 Angestellte, mache zehn Millionen Umsatz."
Die Freundschaft zum heutigen Kanzler hielt. Trotz Stress und Entfernung besuchte Schröder Nolle öfter zu Hause. "Wir tranken
Weißwein, ich kredenzte die kubanischen Cohiba - seine Zigarrenmarke (52 Mark das Stück). Wir reden über Wirtschaftspolitik, die Sachsen-SPD."
Warum Nolle erst jetzt politisch aktiv wird? Ich wollte erst mein Druckhaus in Schwung bringen. letzt stehe ich als Politiker bereit, der nicht labert, sondern weiß, wie Wirtschaft funktioniert."
(Von Andreas Harlass)