Karl Nolle, MdL

LESERBRIEF SZ, 08.09.2000

Arbeitslosenquote senken um den Preis von Stagnation

Leserbrief pro, von Lothar Stienen aus 02826 Görlitz
 
Zu "Mauer im Kopf" und "Wer da von ausbluten spricht, hat ein Rad ab", 1.9.00, schreibt Lothar Stienen aus 02826 Görlitz:

Der Landtagsabgeordnete Karl Nolle wird angegriffen, weil er 5000,- DM, die Lausitzer vom Arbeitsamt bekommen können, wenn sie in Bayern arbeiten oder eine Ausbildung antreten wollen, als Beihilfe zum Ausbluten der Region sieht. Hat der Mann diese Kritik verdient?

Nein. Schlimm genug ist es, dass in unsere Region arbeitslose Menschen keine Perspektive haben. Aber wer in Bayern eine gut bezahlte Arbeit antritt, bei der er vielleicht das Doppelte von dem verdient, was hier gezahlt wird, kann seine Umzugskosten selbst zahlen oder erst einmal pendeln.

Das Arbeitsamt bewegt Leute zum Auswandern, die ohne dieses Geld im Lande geblieben und sich im bescheidensten Rahmen hier in ihrer Heimat wohlgefühlt hätten. Es nimmt den örtlichen Friseuren, Lebensmittelläden, Textil- und Schuhgeschäften, sonstigen selbständigen Gewerbetreibenden einen der letzten verbliebenen Kunden. Es nimmt dem Vermietern einen Mieter, den Stadtwerken einen Stromabnehmer, der Gemeinde einen Bürger. Es senkt die Arbeitslosenquote hier um den Preis weiterer Stagnationen bis zum Stillstand. Es lenkt den Blick der Öffentlichkeit von den Verhältnissen hier ab, denn wenn die Arbeitslosigkeit sinkt, weil viele im Westen arbeiten, kann dann nicht der Eindruck entstehe, hier gehe es doch "aufwärts"?