Karl Nolle, MdL
Lausitzer Rundschau, 06.10.2000
SPD-Unternehmer gegen CDU-Amtsinhaber
OB-Duell in Dresden: Karl Nolle will Herbert Wagner 2001 beerben
DRESDEN. Der Unternehmer und Landtagsabgeordnete Karl Nolle (SPD) soll bei den Oberbürgermeisterwahlen im nächsten Jahr in Dresden gegen Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU) antreten. Auf diesen Vorschlag hat sich der Stadtausschuss der Dresdner SPD geeinigt. Nolle stehe für linke Ideale, interessante Ideen und wirtschaftlichen Pragmatismus, hieß es. Nach Vorstellungen der Dresdner SPD soll Nolle ein Bündnis aller Oppositionsparteien im Stadtrat hinter sich vereinen.
Der lange zerstrittene Dresdner Stadtverband gilt als Sorgenkind der sächsischen SPD. Während es den Sozialdemokraten in anderen sächsischen Großstädten gelungen ist, der CDU das Feld streitig zu machen, blieb die Landeshauptstadt Dresden immer fest in Hand der Union.
Die Dresdner CDU hatte Wagner schon im Juli als Kandidaten für eine weitere Amtszeit bestätigt. Dabei gilt der immer etwas unsicher wirkende Wagner auch in der Union keinesfalls als Idealbesetzung. Ihm ist es in seiner zehnjährigen Amtszeit nicht gelungen, die Polarisierung im Stadtrat zu überwinden, so dass sich wichtige Entscheidungen, wie etwa der Bau einer neuen Elbbrücke, immer wieder verzögerten. Allerdings erwiesen sich SPD und PDS als zu schwach, um Wagner ernsthaft gefährden zu können.
Diesmal nun sollte ein Kandidat gefunden werden, der Wagner vom Sockel stürzen kann. Zeitweise schwirrte sogar der Name letzten SED-Oberbürgermeisters Wolfgang Berghofer durch den Raum. Letztlich blieben alle diese Bemühungen vergeblich.
Der 55-jährige Nolle ist kein typischer SPD-Parteisoldat. Der Druckereibesitzer, der 1995 nach Dresden kam, war 1986 aus der SPD Hannover geflogen, weil er die Bündnisgrünen unterstützt hatte, "eine feindliche Organisation", wie es seinerzeit hieß. Karriere machte er in Dresden. Zunächst als Vorsitzender des Verbandes der Druckindustrie in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Im August 1998 trat er wieder in die SPD ein. Der vormalige SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahlen, Karl-Heinz Kunckel, holte ihn 1999 in sein Wahlkampfteam.
Die Chancen, dass es Nolle gelingen könnte, ein Bündnis der Stadtratsopposition gegen Wagner zu schmieden, stehen nicht gut. Sowohl die PDS als auch Bündnis 90/Die Grünen machen Vorbehalte geltend.
(Ralf Hübner)