Karl Nolle, MdL

BILD-Zeitung Dresden, 08.05.2001

Karl Nolle, der Mann der Biedenkopf stürzen will

"Wenn man einen Sumpf trocken legen will, darf man nicht die Frösche fragen."
 
DRESDEN. SPD-Abgeordneter Karl Nolle (55) über sein Engagement, Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (71) vom Thron zu schubsen.

Wer ist der Mann, der seit Wochen nahezu täglich die Medien mit Material über Kurt Biedenkopf füttert und damit selbst in seiner eigenen Partei Unmut erntet?

Karl Nolle (120 Kilo schwer, Brustumfang 135 Zentimeter) kam am 9. November 1989 mit dem Mauerfall aus Hannover nach Dresden, baute ein marodes Druckhaus wieder auf. Heute hat er 65 Angestellte - alle am Umsatz beteiligt. Der ist beträchtlich: rund zehn Millionen Mark. Den Rücken stärkt ihm Ehefrau Christl (53). Nolle: "Meine Frau und ich wohnen auf 150 Quadratmetern im Dachgeschoss der Druckerei. Selbst ausgebaut!" Der SPD-Politiker hat eine erwachsene Tochter (26). Die arbeitet als Rechtspflegerin. Einer seiner besten Freunde ist Bundeskanzler Gerhard Schröder (57, SPD).

Nolle hat aber nicht nur einen dicken Bauch und mächtige Freunde. Auch sein Herz ist groß, schlägt für Kultur. Nolle: "Ich unterstütze finanziell das Kupferstichkabinett, die Dresdner Symphoniker, veranstalte in meinem Druckerei-Museum regelmäßig Tanz, Lesungen, Theater." Abends sieht man ihn im Mozart-Konzert oder mit Hovawart-Hündin "Eske" (5) an der Elbe spazieren.

Warum aber jagt er so verbissen Kurt Biedenkopf? Nolle, dessen SPD-Familientradition bis 1890 zurückreicht: "Mein Großvater saß beim Kaiser im Knast. Mein Vater kämpfte gegen Nazis. Und ich kann es nicht ertragen, wenn man Wasser predigt und selber Wein trinkt. Biedenkopf predigt Lohnverzicht, die Arbeitslosigkeit steigt. Er schwelgt mit Frau und Familie im Luxus. Auf Steuerkosten."

Nolle zu seinen Informationsquellen: "Die wichtigsten Tipps über Biedenkopfs Machenschaften kriege ich aus seinen Ministerien, von der CDU. Dort stinkt vielen dessen Selbstgefälligkeit."

Wie lange gibt er dem Ministerpräsidenten noch? Nolle: "Er sollte so klug sein, schnellstens das Amt übergeben..." An sich selbst aber denkt er dabei nicht. "Dieses Amt will ich mir nicht antun..."
(Andreas Harlass)