Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 14.01.2014
Kampfkandidatur spaltet den SPD-Unterbezirk Dresden
„Unangebracht, ärgerlich, enttäuschend." Die SPD-Landtagsabgeordnete und stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Eva-Maria Stange machte auch am Montag keinen Hehl daraus, was sie vom Ausgang der Landeswahlkonferenz in Frankenberg am Sonnabend (DNN berichteten) hält: „Die Solidarität mit den kleinen Unterbezirken wurde gebrochen."
Der Dresdner Stadtrat Albrecht Pallas hat plötzlich für den sicheren Listenplatz 7 zur Landtagswahl kandidiert und sich knapp gegen den dafür vorgesehenen Zwickauer Sozialdemokraten Mario Pecher durchgesetzt. „Ich habe für mich eine Entscheidung getroffen: Ich will in den Landtag. Deshalb bin ich für Platz 7 angetreten", erklärte Pallas gegenüber DNN. Er wolle unbedingt seine Themen Innenpolitik und Energiewende transportieren. Dafür sei ihm der vom Landesvorstand für ihn vorgesehene Listenplatz 19 nicht sicher genug gewesen, so der Polizeibeamte.
Dass seine Kampfkandidatur derart „hochemotionale" Reaktionen auslöste, könne er nicht nachvollziehen. „Offenbar gab es verschiedene Erwartungen zum Ausgang der Abstimmung", erklärte Pallas. Er hoffe, dass die Landes-SPD schnell aus dieser emotionalen Phase herauskomme und sich dem Wahlkampf zuwenden könne.
Stange empört nicht die Tatsache, dass Pallas seinen Hut in den Ring geworfen hat. „Das ist Demokratie. Was mich betroffen macht, ist die Tatsache, dass Teile des Unterbezirkes Dresden die Kandidatur unterstützen und die Unterbezirksvorsitzende mitmacht. Meine Hinweise wurden schlicht und ergreifend ignoriert und die des Landesvorstandes auch, obwohl die Unterbezirksvorsitzende Mit glied im Landesvorstand ist und nicht nur ihren Unterbezirk im Auge haben sollte."
Sabine Friedel, Vorsitzende des Dresdner Unterbezirks, gibt unumwunden zu: „Ich sehe als Stadtrat selbst, wie sach- und bürgerorientiert Albrecht Pallas arbeitet. Ich will ihn im Landtag haben."
Wer sich für etwas entscheide, müsse sich auch gegen etwas entscheiden. „Jeder hat nunmal nur eine Stimme. Man kann es nicht allen Recht machen." Friedel, die auf Listenplatz zehn für den ; Landtag kandidiert, stellt sich am 13. September der Wahl zum Vorsitz des Unterbezirks. „Meine Arbeit steht aller zwei Jahre auf dem Prüfstand. Und dann gibt es ein Ergebnis", sagt sie.
Stange will die Landeswahlkonferenz jetzt erst einmal sacken lassen und sich dann mit innerparteilichen Kritikern Friedels im Unterbezirk beraten. „Dieses Verhalten geht nicht. Wir werden mit kühlem Verstand die nächsten Schritte angehen. Vor allem müssen wir aber nach außen Kampfeswillen beweisen", erklärte sie.
Thomas Baumann-Hartwig