Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 30.03.2013

Zypern ist das neue Sachsen

 
Lockes Landtag

Endlich weiße Ostern! Und alle meckern herum. Was soll das? Die weiße Pracht ist doch nur eine erste Maßnahme der Staatsregierung, um angesichts der demografischen Katastrophe wieder Chancengleichheit am Ostersonntag zu schaffen. Wer schlecht sieht, ist bei der Eiersuche im Schnee nicht mehr benachteiligt. Vorausgesetzt, der Papst beantragt nicht noch im Eilverfahren, Ostereier ab sofort nicht mehr zu färben. Denn Papst Franz hat diese Woche eine neue Bescheidenheit befohlen. Im Vatikan ist deshalb ab sofort Schluss mit Silberlöffeln, goldenen Tellerchen und pinken latschen. Der Freistaat aber, und das müssen wir in aller ‚Bescheidenheit auch malsagen, war schneller als der Heilige Stuhl. Denn Sachsens Regierung ist schon seitlahren dabei, große Mengen Tafelsilbers selbstlos abzuschaffen.

Alle paar Monate erreicht uns ein Schreiben von Finanzminister Georg Unland, in dem er die Überweisung von mal zehn, mal hundert Millionen Euro für Zahlungsausfälle von Sachsens einstiger Landesbank mitteilt. Die Aufregung ist jedes Mal groß, denn wenn wir die einzelnen Überweisungen zusammenzählen - gut, Journalisten sind in Mathe eher Deko, aber dafür reicht's noch - kommen wir auf fast eine 1 Milliarde Euro Steuergeld, die er den Finanzhaien schon in den Rachen geworfen hat. Müssen wir also bald alle aus dem Blechnapf essen? Nein, denn weder für Napf noch Essen wird es reichen, weil Sachsen bekanntlich für bis zu 2,75 Milliarden Euro bürgt. Glaubt noch irgendjemand ernsthaft, dass diese Summe am Ende nicht vollständig abgerufen werden wird?

Falls Sie jetzt sagen: "Da kann man ja gleich nach Zypern ziehen!" müssen wir dringend davon abraten. Denn dort lebt der Mann, der uns unter Aufsicht der Staatsregierung die ganze Sache eingebrockt hat: Ex-Landesbankchef Michael Weiss. Knapp sechs Jahre hat er diesmal gebraucht, nun ist auch die Insel pleite. Wenn Sie jedoch unbedingt wollen, dass Ostern künftig schneefrei ist, sollten sie Michael Weiss zum Gott machen. Denn wo der Mann auftaucht, scheint anfangs stets die Sonne, und am Ende fehlt's an allem.

Stephan Locke