Karl Nolle, MdL
sueddeutsche.de, 16:37 Uhr, 02.08.2012
Schwäbische Polizisten: Beim Ku-Klux-Klan zum Flirten
Zwei Polizisten aus Baden-Württemberg waren vor einigen Jahren Mitglied bei einem deutschen Ableger der rassistischen Organisation.Was treibt zwei schwäbische Polizeibeamte dazu, Mitglieder des Ku-Klux-Klans zu werden?
Interne Dokumente der Strafverfolgungsbehörden lassen die Episode bizarr wirken: Von rassistischen Tendenzen habe man nichts gewusst, behaupten die beiden.
Die kurzzeitige Mitgliedschaft zweier Polizeibeamter aus Baden-Württemberg bei einem deutschen Ableger des militanten Ku-Klux-Klans sorgt nicht nur für Schlagzeilen, sondern auch für Verwunderung. Was treibt zwei Polizisten dazu, sich der rassistischen Organisation anzuschließen?
In den Jahren 2001 und 2002 besuchten die beiden mehrere Treffen der "European White Knights of the Ku Klux Klan", nahmen auch an dem seltsam anmutenden Aufnahmeritus teil. Das belegen Dokumente aus dem polizeilichen Disziplinarverfahren, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen.
Dass sie sich damit auf eine rassistische Geheimorganisation einließen, wollen beide angeblich nicht gewusst haben. Die auf der Internetseite des KKK offen dargelegten rechtsradikalen und rassistischen Inhalte habe der Klan-Chef in Gesprächen verharmlost. Stattdessen sei die Bibelauslegung des Klans besonders "spannend" für ihn gewesen, ließ einer der Polizisten im Jahr 2004 durch seinen Anwalt mitteilen.
Aus dem Brief gehen weitere Gründe für die Annäherung des Polizeibeamten an den Geheimbund hervor. Eine "nette Runde" sei es gewesen, sympathisch, man habe sich über Sport und Urlaube unterhalten. Die Exklusivität der Organisation habe ihn ebenfalls gereizt. Und dann wäre da noch ein ganz profaner Grund: die Hoffnung, dass man beim KKK unter Umständen nette Frauen kennenlernen könnte.
Zwar erklärte der Polizeibeamte, er habe sich nach dem ersten Kontakt mit einigen Klan-Mitgliedern im Internet über die Gruppe informiert. Sonderlich präzise scheinen seine privaten Recherchen aber nicht gewesen zu sein, denn auf der damaligen Internetpräsenz der "European White Knights of the Ku Klux Klan" hieß es unter anderem (Zitate wurden ohne Korrektur der Rechtschreibung übernommen):
"Wir sind keine profitorientierte Organisation, sondern eine Bruderschaft die sich der Erhaltung und dem Vorankommen der Weißen Rasse gewidmet hat."
"Wieviele deiner Arbeitskollegen, Studierenden oder Freunde haben sich schon mit moslemischen Auslaendern und mit 'Negern' eingelassen? Dachtest du immer schon, dass dies eigentlich gegen die Natur und gegen Gott ist?"
"Ihr werdet die Elite der weissen Rasse sein. Ihr werdet unsere Frauen und Kinder schuetzen. Ihr werden KLANSMÄNNER sein!!!!"
"Be a Man - Join the Klan! Für Gott und Rasse!!!"
Subtil ist das nicht - doch der Tenor dieser Aussagen will dem Polizeibeamten entgangen sein. Wie hätte er ahnen können, dass die nette Robenrunde einen rassistischen Hintergrund hat?
Der Klan-Chef habe drei Kinder gehabt, gab der Beamte in einer Aussage in der Landespolizeidirektion Stuttgart im Oktober 2004 zu Protokoll, "und ich habe selbst gesehen, wie eines seiner Kinder mit einem Nachbarskind schwarzer Hautfarbe gespielt hat". Nach diesem Erlebnis sei Rassismus für ihn "eigentlich kein Thema" mehr gewesen, so der Polizist weiter.
Beide Beamte blieben im Dienst
Vom Klan abgewendet habe er sich erst, als zu einem der Treffen "ein richtiger Nazi" kam. Als dessen Parolen niemand im Raum widersprach, habe er nur "noch leer getrunken" und sei dann gegangen. In der Folge habe er keinen Kontakt mehr zu einem der KKK-Angehörigen gehabt.
Für beide Beamte hatte die Mitgliedschaft bei dem Ku-Klux-Klan-Ableger laut interner Unterlagen disziplinarische Konsequenzen, sie blieben jedoch im Dienst. Dass die vorübergehende Zugehörigkeit zu dem Geheimbund als nicht allzu schlimmes Vergehen gesehen wurde, geht aus einer internen Stellungnahme der Dienststelle eines der beiden Polizisten hervor.
Darin heißt es: "Unser Mitglied hat durch die kurzzeitige Mitgliedschaft in der EWK KKK (European White Knights of the Ku Klux Klan, Anm. d. Red) nicht gegen seine Pflicht zu achtungs- und vertrauenswürdigem Verhalten außerhalb des Dienstes verstoßen."
Von Matthias Kohlmaier